Inneo-CEO Helmut Haas sagte im Interview letzte Woche: „Krisen befeuern Innovationen“. Heute kam eine Studie von Protolabs ins Postfach, die genau dies unterstreicht. Die Studie kümmert sich primär um die Luft- und Raumfahrt und im Speziellen um das Thema Lieferdrohnen, allerdings lassen sich viele Aussagen allgemein auf Innovationen übertragen. Immerhin berichten darin 62 Prozent der befragten Unternehmen, dass „revolutionäre Technologie“ – nichts anderes als Innovation – sie wettbewerbsfähiger gemacht hat. Interessanterweise wurde die Studie direkt im Übergang in die Coronakrise erstellt und die Veränderungen auch dokumentiert.
Besonders in Krisenzeiten können innovative Ideen den Alltag der Menschen verbessern. In der aktuellen Situation, in der es kaum Möglichkeiten gibt, bestimmte Berufsgruppen wie Post- und Lieferdienstmitarbeiter zu schützen, werden alternative Ideen schneller vorangetrieben. Eine Lösung, die bereits vor der Krise von einigen Unternehmen getestet wurde, sind Flugdrohnen.
Neben der Lieferung von Lebensmitteln oder Bestellungen könnten diese auch beim Versand von wichtigen Medikamenten und Proben oder als Luftunterstützung für Behörden und medizinisches Personal zum Einsatz kommen. Dass dieses Szenario in nicht allzu ferner Zukunft Realität werden könnte, zeigt die Umfrage von Protolabs. 53 Prozent der befragten Industriespezialisten aus der Luft- und Raumfahrt prognostizieren, dass kommerzielle Drohnenlieferungen bis 2023 zum Alltag gehören werden.
Diese Entwicklung wird vor allem in Großbritannien erwartet, nahezu vier Fünftel der Befragten gaben an, dies für wahrscheinlich zu halten. In Deutschland, Italien und Frankreich stimmten dieser Aussage jeweils rund 70 Prozent zu.
Innovationstreiber Krise
Die aktuelle CoViD-19-Krise hat viele Unternehmen dazu gebracht, Innovationen stärker voranzutreiben. Darunter fallen unter anderem Tests von Robotern und Drohnen, die sowohl im öffentlichen wie im privaten Sektor helfen können, die Verbreitung des Virus zu minimieren. Als wichtige Treiber sehen die aus Deutschland befragten Teilnehmer die Entwicklungen in den Bereichen künstliche Intelligenz (75 Prozent), additive Fertigung (68 Prozent) sowie neue Batterie-Technologien (60 Prozent).
Die Hälfte der Befragten gibt an, dass kommerzielle Drohnenlieferungen bereits innerhalb der nächsten drei Jahre üblich werden (22 Prozent in den nächsten 12 Monaten, 28 Prozent in den nächsten drei Jahren).
Diese Zuversicht in Innovationen ist mit dem Aufkommen der Pandemie sogar noch gestiegen. Bei der Befragung am 19. Februar 2020 gaben 42 Prozent an, dass kommerzielle Drohnenlieferungen umgesetzt werden. Dieser Wert stieg bei einer weiteren Befragung zwischen dem 5. und 20. März 2020 bereits auf 53 Prozent.
Auch die Größe des europäischen Drohnenmarktes wird laut den Teilnehmern steigen. Während dieser 2018 4,06 Milliarden Dollar umfasste, prognostizieren die Befragten für 2024 bereits 9,7 Milliarden Dollar. Abhängig von den EU-Gesetzgebungen und Fortschritten der Technologie könnte die Lieferung von Produkten durch Drohnen bis dahin bereits rund 7 bis 30 Prozent der EU-Bürger erreichen.
„Die Innovationskraft in vielen Sektoren zeigt sich in dieser Krise besonders, allen voran in der Medizinbranche“, erläutert Daniel Cohn, Geschäftsführer Deutschland von Protolabs. „Es machen sich aber viele weitere Unternehmen Gedanken, wie sie künftig dafür Sorge tragen können, dass Sicherheitsabstände eingehalten werden und die Infektionszahlen niedrig bleiben. In unserer Studie hat sich gezeigt, dass vor allem der verstärkte Einsatz von Flugdrohnen in Zukunft vielversprechend ist. Und hier haben wir in der Vergangenheit bereits erste großartige Vorstöße gesehen – von Lieferdrohnen bis hin zum Flugtaxi. Die aktuelle Situation könnte dem Markt einen weiteren Schub geben und Entwicklungen sowie Genehmigungsprozesse beschleunigen.“
Wie Covid-19 die Zuversicht der Luft- und Raumfahrtindustrie beeinflusst
Mit Beginn der Studie gewann das Thema Covid-19 immer mehr an Bedeutung. Im Verlauf der Befragungen wurden hier auch erste Auswirkungen sichtbar. Aus diesem Grund hat Protolabs die Fragen nach den ersten Effekten der Krise auf die Wirtschaft wiederholt.
Waren vor der Krise noch über 93 Prozent der Befragten sicher, dass sie künftig neue Märkte für sich gewinnen werden, sank diese Zuversicht innerhalb von zwei Wochen bereits auf 85 Prozent. Auch das Vertrauen darauf, im bereits bestehenden Markt weiter zu wachsen, sank von 92 Prozent auf 83 Prozent.
Aber eine gewisse positive Stimmung bleibt bestehen: 62 Prozent der Befragten geben an, dass disruptive Technologien ihr Unternehmen wettbewerbsfähiger gemacht haben. Fortschritte in den Bereichen Batterielade- und Speichertechnologie, elektrischer Antrieb, KI und Automatisierung dürften in den nächsten drei bis fünf Jahren Innovationen in der Luft- und Raumfahrtindustrie ermöglichen und als Katalysatoren für neue Geschäftsmodelle wirken. Es ist daher keine Überraschung, dass 58 Prozent der Befragten glauben, dass autonome Flugzeuge und On-Demand-Flüge, die durch diese Technologien unterstützt werden, die Zukunft der kommerziellen Luft- und Raumfahrt sein werden.
Die Studie unterstreicht: Es ist jetzt nicht die Zeit, den Kopf in den Sand zu stecken. Im Gegenteil, der Stillstands in der Produktion vieler Unternehmen bietet die Chance, in der Produktentwicklung aus dem täglichen Trott auszubrechen und neue Ideen voranzutreiben. Verbreitern Sie Ihr Wissen, denken Sie darüber nach, wie Sie ihr Firmen-Know-how für neue Branchen und Produkte nutzen können. Dann verliert die Krise ihren Schrecken und bleibt als Chance im Gedächtnis.