PLM-Software bietet sich einerseits geradezu an, um in der Cloud gehostet zu werden, schließlich ist ein Zugriff oft von den unterschiedlichsten Standorten aus gewünscht. Gegen PLM in der Cloud spricht, dass diese Anwendungen oft sehr stark an die Anforderungen des jeweiligen Unternehmens angepasst werden und Cloudanwendungen oft eher standardisiert sind. Siemens hat nun offensichtlich den goldenen Mittelweg gefunden und präsentierte auf der gestrigen Online-Presse- und Analystenkonferenz zwei neue Angebote: Teamcenter X und Polarion X. Die dritte Neuigkeit ist Teamcenter Share, ein neuer Cloud-basierter, Design-zentrierter Dienst für die Zusammenarbeit bei Projekten.
Teamcenter für die Verwaltung von Konstruktionsdaten und Polarion als ALM-Werkzeug (Application Lifecycle Management) repräsentieren sozusagen die heilige Dreifaltigkeit moderner Produktentwicklung. Mechanik- und Elektronikentwicklung werden in Teamcenter verwaltet, die zugehörige Softwareentwicklung in Polarion. Insofern ist zu erwarten, dass dieses Duo in Zukunft öfter gemeinsam anzutreffen ist. Und insofern macht es natürlich auch viel Sinn, beide Angebote parallel um ein SaaS (Software as a Service) zu ergänzen.
Tony Hemmelgarn, President and CEO von Siemens Digital Industries Software nannte drei Schwerpunkte für die Entwicklung der X-Version: „Instant-On PLM“, „Grows with You“ und „Mendix Cloud Platform“. Es wurde also darauf geachtet, dass man ohne große Implementierungsphase sehr schnell mit der Arbeit in Teamcenter X starten kann. Gleichzeitig skaliert die Lösung nahtlos, weil sie eben in der Cloud läuft und nicht erst zusätzliche Hardwareressourcen aktiviert werden müssen, um auf ein Wachstum der Anwenderzahlen zu reagieren. Basis der Entwicklung ist die Mendix-Architektur.
Eine ähnliche Entwicklung scheint es beim ALM-Werkzeug Polarion gegeben zu haben, das allerdings in der Präsentation und den folgenden Pressemitteilungen nur am Rande erwähnt wurde. Auch Polarion X ist Instant-On und SaaS. Es umfasst nach Angaben dieses Blogartikels die gesamte Funktionalität des On-Premise-Tools für Entwicklung, Test, Wartung und Verteilung von Software.
Auch zu Teamcenter X gibt ers einen Blogartikel mit vielen Infos, das neue Angebot verbindet den Komfort, aus vorkonfigurierten Engineering- und Business-Lösungen zu wählen, die einen sofortigen Mehrwert darstellen, mit der Flexibilität, bei wachsenden Geschäftsanforderungen weitere Funktionen hinzuzufügen. Teamcenter X stellt allen Anwendern die Leistungsfähigkeit der Cloud zur Verfügung, um die Markteinführung neuer Produkte zu beschleunigen. Außerdem verbindet es lokal verteilte, Disziplinen übergreifende Teams miteinander und verbessert gleichzeitig die Effektivität und Effizienz in jeder Größenordnung.
„Teamcenter X ist ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung der sehr erfolgreichen Siemens-Lösungen zum Management von Unternehmensdaten und Prozessen „, sagt Peter Bilello, Präsident und CEO von CIMdata. „Es nutzt eine neue und moderne Cloud-Plattform mit integrierten Best-Practice-Beispielen sowie ein Geschäftsmodell, in dem Siemens die Last des operativen PLM für Unternehmen jeder Größe beseitigt hat. Es wird mit Sicherheit das Interesse von Unternehmen aus allen Branchen auf sich ziehen.“
Mit dieser neuesten Ergänzung des Xcelerator-Portfolios von Siemens im SaaS-Bereich hilft Teamcenter X Kunden, PLM-Vorteile schnell zu realisieren und die Produktentwicklung zu rationalisieren. Unternehmen verbinden PLM problemlos mit vertrauten Anwendungen, um eine sichere, agile, unternehmensweite und Funktionsbereiche übergreifende Zusammenarbeit zu ermöglichen. Mit der Integration der weltweit führenden Software-Werkzeuge wie NX Software und Solid Edge Software für ein mechanisches computergestütztes Design (CAD), Mentor Software für elektronisches CAD und der Polarion X Software für Application Lifecycle Management (ALM) erstellt Teamcenter X eine Multi-Domain-Stückliste (BOM), um den kompletten digitalen Zwilling – einschließlich mechanischer, elektrischer und Software-Komponenten – sichtbar zu machen. Die einfach zu bedienende Interface mit Elementen der Predictive Artificial Intelligence (Künstliche Intelligenz) unterstützt Anwender im gesamten Unternehmen, sich schnell zurechtzufinden und intelligenter zu arbeiten. Vorkonfigurierte Lösungen, wie zum Beispiel Engineering Change, Release Management und mehr, helfen den Nutzern, noch effektiver zu arbeiten. Aufbauend auf der Software-Anwendungsplattform Mendix lässt sich das in Teamcenter X enthaltene Wissen im gesamten Unternehmen integrieren und ausbauen.
„Teamcenter X kombiniert die führende Produktreihe von PLM-Lösungen und Dienstleistungen mit der bewährten Low-Code-Anwendungsplattform Mendix. Sie ermöglicht Kunden, Multi-Domain-Produkte termingerecht, in hoher Qualität sowie innerhalb des Budgets zu realisieren und die Kundenerwartungen dabei zu übertreffen. Teamcenter X ist eine echte Software-as-a-Service-Lösung, die auf unserer PLM-Expertise aufbaut und die Technologie von morgen durch Microservices, künstliche Intelligenz und Low-Code-Entwicklung nutzt“, sagt Joe Bohman, Senior Vice President Teamcenter, Siemens Digital Industries Software. „Diese neue Entwicklung von Teamcenter kann Unternehmen jeder Größe zugutekommen. Wir können es kaum erwarten, mit neuen Kunden zusammenzuarbeiten, um ihr PLM voranzutreiben und zu den Innovationen von morgen beizutragen.“
Siemens kündigt außerdem Teamcenter Share an. Der neue Dienst richtet sich an Unternehmen, die von lokalen und vernetzten Festplatten oder generischen Cloud-Speicherlösungen auf ein Kollaborationstool mit speziellem Fokus auf das Engineering umsteigen möchten. Share ermöglicht es den an der Produktentwicklung beteiligten Personen, Desktop-Dateien mit einem sicheren Cloud-Speicher zu synchronisieren. Dort können sie alle gängigen CAD-Formate von jedem Gerät aus betrachten und markieren. Außerdem lässt sich die Projektarbeit problemlos mit anderen Beteiligten teilen, um die Zusammenarbeit bei Projekten zur Produktentwicklung zu erleichtern. Teamcenter Share liefert darüber hinaus hochentwickelte Augmented-Reality (AR)-Funktionen, auf die beispielsweise von einem Tablet oder Smartphone aus zugegriffen werden kann, damit die Benutzer besser verstehen können, wie die Designs in der vorgesehenen Umgebung funktionieren werden.
Mit Teamcenter X und Polarion X geht Siemens den Weg, den moderne Software geht – Richtung SaaS und Cloud. Die SaaS-Technologie ist so weit, dass SaaS eben nicht ein „One Size fits All“-Angebot bildet, das einen kleinsten gemeinsamen Nenner abdeckt, sondern es ist möglich, die Lösung nach Wunsch an das Unternehmen anzupassen, wie das auch bisher bei der auf dem eigenen Server laufenden Software der Fall war. Nur eben ohne den Adminstrationsaufwand, die Hardwarepflege und weitere Kostenbringer, die sich durch SaaS vermeiden lassen.