Seit einer Weile habe ich hier einen Epsilon W50 von BCN3D stehen, einen 3D-Drucker mit sehr großem Bauraum und einer ansprechenden Firmware – hier mein Test des Geräts. Bisher wurde mit dem Drucker die Slicersoftware Cura geliefert, nun hat BCN3D Stratos präsentiert, eine auf die eigenen Drucker der Sigma- und Epsilon-Reihe abgestimmte Slicersoftware mit Direktanschluss zum Drucker. Damit ist einer meiner Kritikpunkte aus dem Test beseitigt. Auch ansonsten ist die Software gut zu bedienen, wie ein kleiner Test zeigt.
Stratos basiert auf dem Slicer Cura, der von Ultimaker entwickelt wird, aber im Rahmen einer Open Source-Lizenz zur freien Verfügung steht. Cura ist bekannt als präziser, sehr schneller Slicer mit sehr weitgehenden Möglichkeiten zur Einstellung der Druckparameter. Insofern ist es nicht Aufgabe einer Anpassung an einen bestimmten Drucker, Parameter und Funktionen hinzuzufügen, sondern eher abzuspecken und möglichst viele Optionen mit sinnvollen und dem Gerät sowie dem Material angepassten Werten vorzubelegen.
Die Ausgestaltung einer solchen Software bleibt immer ein Kompromiss – einerseits sollen möglichst viele Optionen Feintuning oder Anpassungen an neue Materialien ermöglichen, andererseits soll das 3D-Drucken möglichst auf Knopfdruck funktionieren, ohne lange Einstellorgien. BCN3D hat diesen Spagat bei Stratos vorbildlich geschafft. Die Software zeigt am oberen Fensterrand, welcher Drucker ausgewählt ist, welche Materialien in beiden Extrudern geladen sind und welche Basiseinstellungen aktiv sind – Layerhöhe, Infill, Support und Druckplattenanbindung. So kann der Anwender eine STL-Datei mit der Maus auf die abgebildete Bauplattform werfen, den Button „Slice“ drücken und nach der Berechnung mit einem weiteren Klick auf „Send to Printer“ den Druck starten.
Genau letzteres fehlte bisher – zwar konnte man eine Datei über die BCN3D-Cloud auf den Drucker senden, aber einen im selben Netzwerk befindlichen Drucker nicht direkt ansprechen. Das ist jetzt möglich, gleich beim Installieren bietet Stratos an, nach Druckern im Netzwerk zu suchen. Das klappte bei mir nicht sofort, erst als ich mich mit meinem BCN3D-Cloud-Account bei der Software angemeldet hatte, fand die Softwaren den Drucker.
Natürlich bin ich an dieser Stelle immer noch nicht ganz zufrieden, denn das Senden von Dateien an den Drucker klappt nur, wenn dieser im Leerlauf ist, zudem startet der Drucker sofort, wenn er eine Datei erhalten hat. Es wäre in vielen Szenarien praktisch, wenn man Druckdaten „auf Vorrat“ senden könnte, um mehrere Drucke nacheinander direkt am Drucker auslösen zu können. Sicher werden die Drucker gerade bei größeren Parks auch nicht direkt neben dem Slicer-Arbeitsplatz stehen, es wird vielleicht sogar nicht dieselbe Person sein, die den Slicer und die Drucker bedient. Insofern wäre eine Trennung zwischen Senden und Drucken sowie eine Art Warteschlange auf dem Drucker interessant.
Die Teile sind auf der Bauplattform schnell angeordnet und positioniert, wobei auffällt, dass die 3D-Mäuse von 3DConnexion nicht unterstützt werden. Ist man die Arbeit mit der SpaceMouse gewohnt, ist die Steuerung über die normale Maus kurz gewöhnungsbedürftig. Allerdings fehlt auch dem Basisprogramm Cura diese Unterstützung, man findet zwar auf Github Treiber, die für eine Anbindung sorgen sollen, ich habe sie nicht zum Laufen gebracht.
Nichtsdestotrotz lässt sich mit Stratos effizient arbeiten. Sobald ein Teil geladen und markiert ist, erscheint am linken Fensterrand ein Menü mit Werkzeugen zum Drehen, Verschieben, Skalieren, Vervielfältigen und anderen Manipulationen am Modell. Auch der Extruder, mit dem gedruckt werden soll, lässt sich hier auswählen.
Möchte man Bauparameter ändern, lässt ein Klick auf den rechten Bereich der oberen Leiste die komplette, komplexe Cura-Parameterliste – übersichtlich nach Themen geordnet – erscheinen. Daer Anwender kann hier nach Herzenslust optimieren und einstellen – die vorgegebenen Parameter ergeben jedoch auch schon qualitativ hochwertige Ergebnisse und einen zuverlässigen Druckablauf.
Wie immer ist Cura sehr schnell in der Berechnung des G-Code und erzeugt einen sauberen, zuverlässig druckenden Code. Auch im Stratos-Kleidchen leistet der Slicer gute Arbeit, wobei die vorgegebenen Geschwindigkeiten – bei ABS 30mm/s – nach meinem Gefühl sehr konservativ gewählt sind und die Druckzeiten entsprechend lang. Hier sollte bei der massiven Bauweise des BCN3D Epsilon W50 einiges mehr drin sein. Ich habe das allerdings nicht getestet.
Nach wie vor ein Manko ist – wie im ersten Text angesprochen – die Überwachung. Man kann von fern lediglich in der Cloud die Temperaturen der Druckköpfe, der Bauplatte und er Baukammer sowie den Fortschritt des aktuellen Drucks abfragen. Eine genauere Anzeige oder eine Webcam wären meiner Meinung nach für einen solch großen Drucker mit entsprechend langen Druckzeiten unbedingt erforderlich.
Mit Stratos hat BCN3D seinem Profigerät eine entsprechende Software zur Seite gestellt. Die übersichtliche Bedienungsoberfläche und bei der Verwendung der BCN3D-eigenen Materialien ein sehr schnelles Arbeiten mit wenigen Klicks helfen, eines oder mehrerer Geräte möglichst effizient zu nutzen.