PTC arbeitet schon seit Jahren daran, sein PLM-System Windchill als Mittelpunkt eines breit angelegten Portfolios zu etablieren. Ein Beispiel waren die Käufe von Kepware und ThingWorx oder auch Vuforia, die PLM in Richtung IOT und AR/VR erweiterten. Schon seit längerem hat PTC mit Servigistics auch ein Angebot im Bereich Ersatzteilmanagement. Nun übernimmt das Unternehmen ServiceMax. Mit dem Anbieter von cloud-nativer, produktzentrierter Field Service Management (FSM)-Software hatte PTC schon seit dem Jahr 2015 eine Partnerschaft. PTC bezahlt für die Übernahme von ServiceMax etwa 1,46 Mrd. US-Dollar in bar auf schuldenfreier und bargeldloser Basis. Vorbehaltlich der Zustimmung der Aufsichtsbehörden und anderer Bedingungen wird der Abschluss der Transaktion für Anfang Januar 2023 erwartet.
Hersteller in den Bereichen Medizintechnik, Industrieprodukte, Luft- und Raumfahrt und verwandten Branchen betrachten den Außendienst als strategischen Teil ihres Geschäfts. Ziel dabei ist es, die Leistungsfähigkeit des Produkts zu erhalten, den Lebenszyklus der Produkte zu verlängern, die Kundenzufriedenheit zu steigern, das Umsatzwachstum zu fördern und die Rentabilität zu erhöhen.
ServiceMax bietet eine umfassende Suite von FSM-Funktionen als SaaS, die auf der Salesforce-Plattform aufbauen. Diese Funktionen umfassen die Verwaltung aller relevanten Informationen über gewartete Produkte von der Produktbeschreibung über die Seriennummer bis hin zur Servicehistorie, die Erstellung und Verwaltung von Arbeitsaufträgen sowie die Planung und Disposition von Technikern. Die FSM-Funktionen von ServiceMax sind eng mit dem CRM-System (Customer Relationship Management) von Salesforce integriert. So werden Produkt, Kunde und Service eng miteinander verknüpft und können im Ganzen betrachtet werden.
Die FSM-Funktionen von ServiceMax ergänzen das gesamte Digital-Thread-Portfolio von PTC:
- Produktdefinitionsdaten aus Creo und Windchill,
- technische Veröffentlichungsfunktionen aus Arbortext,
- Serviceteile-Management-Funktionen aus Servigistics,
- IoT- und Digital-Twin-Funktionen aus ThingWorx,
- die Verknüpfung mit den Fertigungsanlagen mit Kepware und
- Augmented-Reality-Funktionen aus Vuforia.
Durch die Fernüberwachung vernetzter Produkte mit ThingWorx können Kunden beispielsweise proaktiv Servicebedarf erkennen und automatisch Serviceaufträge in ServiceMax generieren.
Arbeitsanweisungen – egal ob zweidimensional in Arbortext oder dreidimensional in AR in Vuforia erstellt – werden von den digitalen Produktdefinitionsinformationen des Produkts abgeleitet, die wiederum in Creo erstellt und in Windchill verwaltet werden. Die FSM-Informationen as ServiceMax wiederum lassen sich zur Optimierung des Ersatzteilbestands nutzen, der mit Servigistics verwaltet wird. Damit hat PTC ein Portfolio aufgebaut, das den Produktlebenszyklus tatsächlich nahezu komplett abdeckt. Und mit ServiceMax kommt wiederum Cloudtechnologie ins Unternehmen – ein Weg, den CEO Jim Heppelmann spätestens seit dem Kauf von Onshape konsequent weiterverfolgt.
Heppelmann freut sich dementsprechend über den Deal: „Die Übernahme von ServiceMax ist ein wichtiger Bestandteil der Closed-Loop-PLM-Strategie von PTC. Die PLM-Funktionen, die PTC seit langem den Entwicklungs- und Fertigungsabteilungen anbietet, stellen das System der Aufzeichnung für die digitale Definition jeder Produktkonfiguration dar. ServiceMax wird dies ergänzen, indem es das System für die Überwachung und Wartung von Produktinstanzen bereitstellt, nachdem diese das Werk verlassen haben und vom Kunden eingesetzt werden. Nach Abschluss dieser Übernahme wird PTC die einzigartige Möglichkeit haben, die vollständige digitale Produktdefinition aus unseren CAD- und PLM-Lösungen mit detaillierten Nutzungsinformationen aus unseren IoT-Lösungen und der kompletten Servicehistorie von ServiceMax zu ergänzen. PTC wird das einzige Unternehmen sein, das Herstellern diesen umfassenden Überblick über ihre Produkte in jeder Phase des Lebenszyklus bieten kann.“
„ServiceMax und PTC verbindet eine langjährige Beziehung, die auf dem gemeinsamen Profil unserer Kunden, den natürlichen Synergien unserer Produkte und dem gemeinsamen Verständnis für die Bedeutung von Produktdaten in den verschiedenen Phasen des Lebenszyklus beruht“, so Neil Barua, CEO von ServiceMax. „PTC hat eine starke und konsistente Erfolgsbilanz, und nach dem Wachstum und der Innovation, die wir während unserer Partnerschaft mit Silver Lake erreicht haben, freuen wir uns, dass das ServiceMax-Team die Serviceangebote des PTC-Portfolios für Digital Thread und Closed-Loop PLM verstärken wird.“
PTC und ServiceMax sind seit 2015 Partner und unterstützen Hersteller komplexer, hoch konfigurierter Produkte in den Bereichen Medizintechnik, Industrieprodukte, Luft- und Raumfahrt und verwandten Branchen. Diese Hersteller betrachten den Außendienst als strategischen Teil ihres Geschäfts, um die Produktleistung aufrechtzuerhalten, den Lebenszyklus ihrer Produkte zu verlängern, die Kundenzufriedenheit zu steigern, das Umsatzwachstum zu fördern und die Rentabilität zu erhöhen.
Der Kaufpreis wird in zwei Stufen gezahlt: 808 Millionen US-Dollar bei Abschluss und 650 Millionen US-Dollar im Oktober 2023. Die Transaktion wird mit Barmitteln, Krediten im Rahmen der bestehenden Kreditfazilität von PTC und einem neuen, fest zugesagten Darlehen in Höhe von 500 Millionen US-Dollar finanziert.
PTC fährt seit vielen Jahren einen sehr klaren Akquisitionskurs, mit dem ganz strategisch und Thema um Thema der gesamte Produktlebenszyklus abgedeckt wird. Die zweite Zielrichtung ist die Bereitstellung dieser Funktionen in der Cloud, was beim „kleinen“ CAD-System Onshape ebenfalls zu cleveren Erweiterungen führt. Heppelmann und seine Führungsriege wissen schon lange sehr genau, wo sie hinwollen und gehen diesen Weg sehr konsequent.