Man merkte es im Hotel und im Kongresszentrums „Music City Center“ in Nashville, wo letzte Woche vom 13.-15. Februar 2023 die 3DExperience World 2023, das weltweite Kundentreffen von Dassault Systèmes SolidWorks stattfand: Überall große Freude, sich nach zwei ausgefallenen „Worlds“ endlich wieder von Angesicht zu Angesicht zu treffen. Mit über 4.000 Gästen vor Ort schaffte die World einen guten Neustart – es war abzusehen, dass die hybride Veranstaltungsweise einige Besucher kosten würde, denn es war möglich, nahezu alle Sessions auch per Videoschaltung zu besuchen und sich so die lange Reise zu sparen. Etwa 10.000 weitere Gäste entschieden sich für das virtuelle Dabeisein. Nichtsdestotrotz – Nashville verbreitete echtes World-Feeling!
Gian-Paolo Bassi, SVP & 3DExperience Works & Customer Role Experience bei Dassault, eröffnete die General Session. Wie wichtig Innovation ist, habe sich in den letzten drei Jahren gezeigt, als die Pandemie die Welt in Atem hielt. Er zitierte Albert Einstein: „Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.“ 3DExperience Works – die kombinierte Lösung aus SolidWorks und 3DExperience-Plattformelementen – sei eine echte Phantasieumsetzungsmaschine.
Bassi präsentierte Fabio Pizzato vom italienischen Startup-Unterstützer e-novia – das nichts mit Dassault Systèmes‘ ENOVIA zu tun hat. Pizzato unterstützt das Unternehmen Weart, das einen VR-„Handschuh“ entwickeln. Das Gerät sitzt auf drei Fingern und trackt die Bewegung von Hand und Fingern, so dass die eigene Hand in einer VR-Umgebung realistisch dargestellt wird. Der Clou: Das System simuliert an den Fingern Kräfte, Texturen und Temperaturen, sodass virtuelle Gegenstände berührt und gespürt werden können – Bassi sagte, dass er beim Ausprobieren des Geräts eine Flamme berührte und die Hitze sich absolut realistisch anfühlte.
Pizzato unterstützt in seinem Startup Studio Jungunternehmer bei der Umsetzung in reale Produkte. Hierbei nutzen die Italiener die 3DExperience-Plattform als Collaboration-Plattform und SolidWorks, um die Ingenieursarbeit umzusetzen. „Die Plattform gibt uns die Gewissheit, dass unsere Daten sicher verwahrt sind und gleichzeitig alle, die am Projekt beteiligt sind, ihre Daten jederzeit zur Verfügung haben“, so Pizzato.
Danach präsentierte Salvador Garcia, Chief Revenue Officer von Ocean-Based Climate Solutions., eine verblüffend einfache Lösung, um gleich mehrere Probleme des Klimawandels zu beeinflussen: Die „Upwelling Pump“ von Ocean-Based pumpt – allein angetrieben von der Energie der Wellen im Ozean – Tiefenwasser aus etwa 400 Meter Tiefe in die Zone, in der Sonnenlicht ins Wasser dringt. Dieses nährstoffreiche Wasser ernährt Phytoplankton, das zum einen als Futter für andere Mikroorganismen und Fische dient, sodass die gesamte Nahrungskette profitiert. Zum anderen sinken die sterbenden Phytoplanktonzellen – die zum Wachsen CO2 aus dem Wasser entnehmen – auf den Meeresboden und entfernen das Kohlendioxid damit auf sehr lange Zeit aus dem Kreislauf und damit aus der Atmosphäre.
Die Pumpe und ihre Technik wurde komplett in SolidWorks entwickelt und virtuell getestet, um den oft sehr rauen Bedingungen auf dem offenen Meer widerstehen zu können. Auch für Carcia standen beim Einsatz von SolidWorks und der 3DExperience die Sicherheit der Daten und die Collaboration-Funktionen im Vordergrund, zusätzlich lobte er das Mietmodell, das hohe Einstiegskosten zugunsten gleichbleibender Mietkosten vermeidet.
Zum Ende seines Vortrags gab Bassi bekannt, dass ab dem 1. Juli 2023 jede SolidWorks-Lizenz Cloud Services enthält. Mehr zu diesem Thema erkläre ich in einem zweiten Blogpost.
Bernard Charles, CEO von Dassault Systèmes, sprach über das Metaverse und wie sein Unternehmen in wenigen Jahren im Biotech-Sektor erfolgreich wurde. Auch KI war Thema: Charles zeigte, wie künstliche Intelligenz aus Scandatenwolken featurebasierte CAD-Daten erstellt und die Modelle der Model Mania-Wettbewerbe noch effizienter aufbaut als es die SolidWorks-Spezialisten schafften. SolidWorks-CEO Manish Kumar stellte Collaboration und das Entwickeln im virtuellen Raum in den Mittelpunkt seines Vortrags. Modelle werden immer größer, detaillierter und umfassender, virtuelle Tests beschleunigen die Entwicklung und führen zu besseren Ergebnissen.
Suchit Jain, VP of Strategy & Business Development bei SolidWorks, präsentierte eine ganze Reihe weiterer SolidWorks-Kunden, die mit dem System ihre Firmen aufbauten und ihre Träume Realität werden ließen. Als krönender Abschluss der Keynotes des Montags auf der 3DExperience World sprach ein weiterer SolidWorks-Nutzer: Jamie Siminoff, CEO, Gründer und Chief Inventor von Ring, der mit seiner Video-Türklingel für viel Furore sorgte. Ring hat neben der Kamera 3D-Sensoren und Radar, um Bewegungen vor der Haustür zu erkennen und mit Hilfe eingebauter KI zu klassifizieren. Nur wenn sich Menschen in den Erfassungsbereich von Ring kommen, wird auf dem Smartphone des Nutzers Alarm ausgelöst.
Vom Viermannteam in der Garage zum Weltmarktführer in Sachen Home Security – das erreichte Ring vor allem durch seinen neuen Ansatz, wie Siminoff erklärte: „Wir wollten nicht eine Türklingel entwickeln, sondern die Kriminalität in Wohngebieten reduzieren.“ Inzwischen wurde das Portfolio im Sicherheitsstrahler mit Kamera und Auto-„Dashboard“-Kamers erweitert – alles mit SolidWorks entwickelt. Sein bester Spruch war „Real Innovation looks stupid“ – Wirklich große Innovationen sind so zwingend, dass sie einfach oder trivial wirken. Davon solle man sich nicht beirren lassen. Er sagte auch „Vergesst KI!“ Gehypte Technologie wie ChatGPT wiederkäuten nur die Vergangenheit, neue Lösungen erfordern eine Kreativität, die KI nicht bieten kann.
Im Gegensatz zu den Jahren davor schaffte es Dassault mit dieser 3DExperience World, wieder einmal eine richtig gute General Session zusammenzustellen. Während in manchen Jahren die Keynote-Sprecher nur mit größter Gehirnakrobatik mit SolidWorks in Verbindung zu bringen waren, freute sich Siminoff auf der Bühne, aber noch mehr in der folgenden Pressekonferenz darüber, dass er gerade auf diesem Event sprechen durfte. Es war deutlich spürbar, wie sehr er SolidWorks als Erfolgsfaktor für sein eigenes Unternehmen versteht. Auch Pizzato und Garcia sind in der täglichen Arbeit mit SolidWorks und der Plattform befasst. Solche Speaker begeistern am Ende auch das Publikum, insofern beide Daumen nach oben.
Im folgenden Blogbeitrag erläutere ich, wie die Cloud- und Plattformstrategie, die Dassault Systèmes schon seit einigen Jahren beim SolidWorks verfolgt, endlich „die PS auf den Boden bekommt“, wie man in den USA so schön sagt.